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Sanfte Wolfshunde im Seniorenzentrum

Hilfe bei Demenz mit Stimulierung der Sinne – Hunde wecken Vertrauen und Erinnerungen – Gegen das große Vergessen

Sabine Beitz besucht mit irischen Wolfshunden das Seniorenzentrum Bayerisch Gmain

Lebensfreude und geistige Gesundheit: Senioren profitieren vom tierischen Besuch

 

(gsp) Im Verlauf einer Demenzerkrankung durchleben Betroffene den Verlust ihres „klaren Verstandes“ und eine Beeinträchtigung ihrer emotionalen und sozialen Kompetenzen. Ein langsamer Prozess, dem mit gezielter Förderung aber entgegengewirkt werden kann. In den meisten Seniorenheimen gibt es eigene Demenzstationen, die sich auf die Behandlung dieser Erkrankung, die häufig mit zunehmendem Alter auftritt, spezialisiert haben, den Betroffenen ein beschütztes Umfeld bieten. Im Seniorenzentrum Bayerisch Gmain leben auf der Station „Enzian“ 38 gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen, um die sich ein Mitarbeiterstab von Pflegern, Therapeuten und Hilfskräften kümmert.

 

Mit großem Erfolg wurden jetzt spezielle irische Wolfshunde ins Haus geholt und ganz neue Impulse gesetzt. „Die Nähe zu Tieren ist vielen Menschen vertraut. Tiere kennen keine Vorurteile, der Umgang mit ihnen ist unkompliziert, weckt viele Erinnerungen, zumal wenn sie über ein sanftes Gemüt verfügen, wie eben diese Wolfshunde“, erklärt Pflegedienstleitung Meriyem Deneri. Begleitet, ausgebildet und betreut werden die großen zotteligen Hunde von Sabine Beitz, die sich seit zehn Jahren ehrenamtlich dieser Aufgabe widmet. Die gelernte Tierheilpraktikerin vertieft ihr Wissen derzeit mit einer Weiterbildung in der Hundephysiotherapie.

 

Die Senioren trafen sich im Blauen Salon des Seniorenzentrums, setzten sich in einem großen Kreis zusammen und Sabine Beitz führte einen ersten Hund in ihre Mitte. Nach anfänglicher Zurückhaltung „beschnupperte“ man sich gegenseitig und für gute Stimmung sorgten eine Packung Hundekuchen, die die Bewohner nach und nach verfütterten, sich mit dem Wolfshund anfreundeten. „Es kann schon eine Weile dauern, bis auf beiden Seiten das Zutrauen entsteht, doch dann wird gestreichelt und geknuddelt “, erzählt Diana Keuchel, Leiterin der Ergotherapie. Am deutlichsten war die Reaktion auf den Hund bei einer jüngeren Patientin, die seit Monaten in einer Art Wachkoma liegt und unter spastischen Symptomen leidet. Sie reagierte fast augenblicklich, als der Hund mit seiner kühlen Schnauze an der Hand schnupperte und nach wenigen Minuten entspannte sie sich soweit, dass sogar ihre Spasmen erkennbar zurück gingen. „Wir waren ganz überwältigt von dieser heftigen Reaktion.“

 

Mit Demenz leben

Für Meriyem Deneri ist eine nachhaltige Betreuung von Menschen wichtig, die unter Demenz oder anderer gerontopsychiatrischen Erkrankungen leiden. „Wir müssen einer Vereinsamung vorbeugen, einem Rückzug in sich selbst entgegenwirken. Mit steigender Aktivität gewinnen die Betroffenen wieder Selbstvertrauen, ihr Sozialverhalten verbessert sich, ja der ganze Mensch blüht wieder auf, so dass der Enzian als Namensgeber der Station passend gewählt wurde.“ Was einem Außenstehenden wie eine lockere Runde anmutet, oder belanglose Arbeiten im Küchendienst, sind für die Betroffenen selbst wichtige Anreize um „im Leben zu bleiben“. Wichtig ist dabei eine solide Biographiearbeit um der Persönlichkeit des Menschen gerecht zu werden. „Alles was in der Vergangenheit liegt ist irgendwie gespeichert und kann auch bei gerontopsychiatrischen Veränderungen in Ansätzen wieder abgerufen werden. Das hilft gegen das große Vergessen.“

 

Steffen Waurig © Domus Mea

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